Näherte sich vor hundert Jahren ein Schiff aus Stettin kommend über das kleine Haff der Hafenmündung von Ueckermünde, so konnten die Passagiere sie schon von weitem sehen, die zahlreichen Schornsteine der über 20 Ziegeleien, die es damals rund um das kleine Hafenstädtchen gab. Kurz nachdem Altwarp passiert wurde, erkannte man das obere Geschoss des großzügigen Schlosses der Familie von Enkeford in Vogelsang. Ihm folgte ein dichter Kiefernwald mit hervorblitzenden weißen Dünen zwischen sanften Schilfbuchten. Gleich hinter einer kleinen Landzunge mit alten Bäumen und einer kleinen Badebucht, sah man das Gutshaus der sogenannten Kronziegelei von Bellin. Aus roten Ziegeln im italienischen Landhausstil erbaut, diente es dem Erbauer Peter Bielfeld als Büro und Wohnhaus. Der Schiffsreisende hörte über das Wasser Kinderlachen aus dem Park hinüberschallen, Pferde grasten auf der Koppel – die Idylle schien für die Ewigkeit erschaffen. Man braucht schon viel Fantasie, um sich heute vorstellen zu können, dass dort an der heutigen Dorfstraße einst eine kunstvoll mit Ziegeln gepflasterte Terrasse lag, auf der die sechsköpfige Familie Bielfeld, mit gern gesehenen Gästen den Sonntagnachmittag bei Kaffee und Kuchen verbrachte. Früher gab es einen großen Wintergarten, mit Fenstern zu allen Seiten, die den Blick auf das Haff und auf den Hof des Gutshauses erlaubten.
Peter Bielfeld war Architekt, sein Markenzeichen waren Häuser mit einem oder zwei gelben Ziegeldekorbänder, die das jeweilige Gebäude umschließen sowie ein schlichtes Röllchenfries am Giebel, die man heute noch in der Umgebung von Ueckermünde sieht. Es sind Wohnhäuser in Bellin, die Katholische Kirche zu Hoppenwalde und die Kirche in Freienwalde bei Stettin durch ihn erbaut. Hier in Bellin gab der Architekt über 30 Familien ein zu Hause und setzte sich sein Leben lang mit größtem Engagement für andere ein. Er war in vielen Ämtern mit tätig. Jetzt versetzen Sie sich noch einmal in die Zeit von 1910 zurück und begleiten das Schiff in Richtung Ueckermünde. Gleich nach dem Gutshaus sieht man schon die große Halle, den Schornstein und den kleinen Hafen der Kronziegelei. Ihr Ursprung reicht unbekannt weit zurück, es ist wohl mit die Älteste in dieser Gegend. Mit Friedrich II, Friedrich dem Großen, erhielt sie den Titel „Ziegelei Königlich Bellin“ –ein preußischer, ein „königlicher“ Auftrag.
Es wurden immer wieder einige Ziegel mit geprägter Krone gebrannt, unverwechselbar für die Chargen aus Königlich Bellin. Und jetzt? Setzen Sie sich auf die neue Terrasse des „alten Gutshauses“, der seit 2008 durch die Familie Böck liebevoll umgebauten heutigen Pension „Usedomer Blick“, schließen Sie die Augen und atmen die herrliche Luft. Bestellen Sie sich einen Haffzander mit Bratkartoffeln, der hier genauso zubereitet wird, wie schon vor hundert Jahren und lassen Sie den Blick schweifen über das Haff nach Usedom. Hier erleben Sie Vorpommern mit allen Sinnen, so wie es früher war und heute ist.
Wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt!